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Gesellschaft und Wirtschaft

Ärztepräsident bezweifelt Nutzen von Alltagsmasken

Ärztepräsident bezweifelt Nutzen von Alltagsmasken

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, ist von den Alltagsmasken nicht überzeugt. Angesichts der Corona-Infektionslage hat das Robert-Koch-Institut seinen Appell erneuert, die Hygiene-Regeln zu beachten. Es drohe ein regional unkontrolliertes Geschehen.

Er sei von den Alltagsmasken nicht überzeugt, „weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind“, sagte Klaus Reinhardt in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ vom Mittwochabend. „Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken.“ Im Zusammenhang mit der Maskenpflicht sprach der Mediziner an einer Stelle von einem „Vermummungsgebot“.

Für die generelle Wirksamkeit von Masken gibt es allerdings viele wissenschaftliche Belege, teilweise nach der Untersuchung Zehntausender Fälle. Kanadischen Forschern zufolge senkt ein Mund-Nasen-Schutz das Infektionsrisiko. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt ein Arbeitspapier deutscher Forscher, die die Wirkung von Gesichtsbedeckungen anhand der sehr frühen Maskenpflicht in Jena untersuchten. Eine chinesische Studie legt sogar nahe, dass ein Mund-Nasen-Schutz wichtiger als Abstand sei, um die Übertragung des Virus zu verringern.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach bezeichnete auch deshalb die Äußerungen von Reinhardt als „unentschuldbar“ für den „ranghöchsten deutschen Ärztefunktionär“. „Aus meiner Sicht ein Rücktrittsgrund, wenn er das nicht sofort zurücknimmt“, twitterte Lauterbach.

Reinhardt sagte bei „Lanz“ weiter, er glaube, dass man den Mund-Nasen-Schutz tragen könne, wo man den Abstand nicht wahren könne, etwa im öffentlichen Nahverkehr oder in Räumlichkeiten, wo man notwendigerweise eng beieinander sei. Zum Tragen an der frischen Luft sagte er: „Ich glaube, dass das wenig bringen wird.“

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt das Tragen von Alltagsmasken in bestimmten Situationen als Baustein, um Risikogruppen zu schützen und die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu reduzieren.