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Gesellschaft und Wirtschaft

Die Shutdowns waren nicht nötig

Die Shutdowns waren nicht nötig

von Prof. Dr. Stefan Homburg

Im Frühjahr verhängten die Schweiz und viele andere Staaten harte Beschränkungen, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Waren diese Shutdowns notwendig und wirksam?

Aufgrund einer mathematisch-statistischen Analyse war der Autor dieser Zeilen Mitte April zum Ergebnis gelangt, dass die harten Beschränkungen, die verheerende soziale und gesundheitliche Nebenwirkungen hatten und zum grössten Wirtschaftseinbruch in Friedenszeiten führten, unverhältnismässig und falsch gewesen waren und sofort beendet werden müssten.

Ein soeben erschienenes Arbeitspapier des renommierten amerikanischen National Bureau of Economic Research bestätigt dieses Ergebnis. Unter Verwendung neuerer Daten für verschiedene Länder sowie die US-Einzelstaaten haben Andrew Atkeson, Karen Kopecky und Tao Zha herausgefunden, dass sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus überall rasch verlangsamt hat, und zwar ganz unabhängig von den jeweils ergriffenen Politikmassnahmen.

Nach Auffassung der Autoren ist schwer zu sagen, ob die Eindämmung auf zunehmender Immunität beruht oder auf freiwilligen Verhaltensänderungen wie Abstandhalten und Hygiene. Diese Schwierigkeit rührt daher, dass Verhaltensänderungen weltweit zu beobachten waren – auch in Staaten wie Schweden, die auf Eigenverantwortung setzten statt auf staatliche Bevormundung. Einen Einfluss von Massnahmen wie Schulschliessungen, Ausgangssperren oder einem weitgehenden Herunterfahren des öffentlichen Lebens zeigen die Daten jedenfalls nicht.

Nachdem im letzten halben Jahr Panik und Panikmacher die Oberhand hatten, ist denkbar, dass die Politik aufgrund solcher Befunde ihre Entscheide vermehrt auf nachprüfbare Fakten basiert, die Bevölkerung beruhigt und keine weiteren Beschränkungen verhängt. Nur auf diese Weise kann allmählich jenes Vertrauen zurückkehren, das sowohl für eine gedeihliche Wirtschaftsentwicklung als auch für ein gutes Leben unabdingbar ist.

Stefan Homburg ist Professor für Öffentliche Finanzen an der Leibniz-Universität Hannover

Quelle: https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2020-38/diese-woche/homburg-die-weltwoche-ausgabe-38-2020.html